Meine Biographie

Wiesia konnte im Gegensatz zu Zosia nicht ihre ganze Familiengeschichte bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Sie wollte aber auch eine spezielle Seite haben und hat darum beschlossen, ihre Biographie zu schreiben. Leider wurde dieses Unterfangen nicht sehr lange und sehr intensiv angepackt, so dass nur die ersten zwei Jahre ihres Lebens wenigstens in groben Zügen festgehalten wurden. Aber lest selber, was Wiesia über ihr Leben geschrieben hat:

 

17. April 2002

Mit vielen Geschwistern (leider habe ich vergessen, sie zu zählen, bevor uns unser damaliger Mensch in Einzelhaft gesetzt hat) komme ich in Schindellegi auf die Welt. Schindellegi liegt in der Innerschweiz, im Kanton Schwyz um genau zu sein. Eine herrliche Lage, leider konnte ich sie nicht geniessen, weil unsere Knäste zwar in die richtige Richtung gestellt waren, aber so eine dumme Scheune zwischen uns und der anscheinend imposanten Aussicht über den Zürichsee lag.

Schindellegi

Meine Mutter ist ein Zuchtkaninchen und das bedeutet, dass mein damaliger Mensch ein Züchter ist, der nur solche Kaninchen richtig akzeptieren kann, welche genau dem Standard entsprechen (Informationen über meine Rasse Schweizer Feh findet Ihr übrigens hier). Tja, ich musste schon bald feststellen, dass ich in dieser Hinsicht wohl Fehler aufweise. Das hat mich ziemlich bedrückt, denn schliesslich musste ich miterleben, wie meine Geschwister immer wieder auf den sogenannten Tisch gehieft wurden und ich immer übergangen wurde. Ein schlechtes Zeichen.

Dann kam der erste grosse Einschnitt: wir wurden alle mit einer Ohrmarke versehen. Tut doch ziemlich weh und was soll ich damit, wenn ich ja doch nicht schön genug für den Standard bin? Ich machte mir nun ernsthaft Sorgen, sogar die obligatorische RHD-Impfung wurde mir verwehrt. Was soviel bedeutete, wie kein Ausstellungskaninchen. Und was das bedeutet, hat uns unsere Mutter nur ungern erzählt. Ich möchte auch nicht weiter ins Detail gehen, aber mir schwante Übles.

 

29. Oktober 2002

Mein Glückstag, wie sich herausstellen sollte. Zwar begann er noch wie jeder andere Sonntag. Wir bekamen unser Futter und haben uns sonst in den zwar grossen, aber trotzdem nicht sehr interessanten Boxen ziemlich gelangweilt. Doch dann ist mein Mensch weggefahren, nach einer halben Stunde wieder zurückgekommen und fünf Minuten später ist er schon wieder weggefahren. Nach einer Viertelstunde war er wieder da und brachte zwei Menschen mit, welche ein Körbchen trugen. Hmmm, was soll das bedeuten? Bald wurde mir klar, dass die da waren, um ein Kaninchen abzuholen. Zuerst wurde meine Schwester aus dem Knast gehoben und auf dem Tisch präsentiert. Die zwei Menschen waren unschlüssig. Sie sei geimpft und habe nur hier noch einen Fehler, aber das könne mit höherem Alter... Die Frau meinte dann, wenn er denke, dass er dieses Kaninchen noch an einen Züchter verkaufen könne, wäre sie auch bereit, das andere Kaninchen noch anzuschauen, geimpft oder nicht.

Erst als der Züchter dann meinen Knast öffnete wurde mir klar, dass ich damit gemeint bin. Mir war noch nicht klar, ob das nun gute oder schlechte Nachrichten waren. Also machte ich es dem Züchter nicht leicht, mich zu packen. Dann wurde auch ich auf den Tisch gehoben und präsentiert. Mir war nicht ganz geheuer. Dann hörte ich etwas, was mir das Blut gefrieren liess: ich sei ein Pfannenkaninchen! Was das bedeutet, war mir sofort klar: entweder gewinne ich nun sofort das Herz dieser Menschen - schlimmer als Pfanne kann es ja nicht kommen - oder es ist passiert.

Ich gab mir also alle Mühe, liess mich streicheln und gab mich betont wachsam und lebendig. Und siehe da, ich hatte Glück! Ich wurde gepackt und ins Körbchen gesetzt.

Es folgte eine lange Zugsreise, fast zwei Stunden war ich unterwegs mit meinen Menschen. Natürlich war ich aufgeregt! Und war natürlich total froh, als ich endlich in meinem neuen Zuhause angekommen bin, wo ich mich aber noch einer kurzen Photosession aussetzen musste. Dann wurde ich in einen grosszügigen Knast gesetzt und in Ruhe gelassen, damit ich mich besser einleben konnte.

 Endlich zuhause

1. Dezember 2002

Ich habe mich an mein neues Leben hier in Basel gewöhnt. Meine Menschen geben sich die grösste Mühe, mir das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. So darf ich jeden Tag dreimal in der Wohnung rumhoppeln (im Moment stehen mir noch nicht alle Zimmer offen, aber das kommt schon noch!). Gestern ist dann endlich definitiv ausgekommen, dass ich wirklich ein Mädchen bin (vor allem mein Mensch Réjeanne hat immer wieder daran gezweifelt, warum möchte ich jetzt lieber nicht sagen), denn sie sind mit mir zu einem Züchter hier in Basel gefahren, um die Ohrmarke zu entfernen. Schliesslich könnte man daran hängenbleiben und das tut sicher nicht gerade gut! Der hat dann mit einem Blick gesehen, dass ich ein Mädchen bin. Und heute habe ich es ihnen auch noch richtig gezeigt: ich habe mein erstes Nest gebaut!

 

Oktober 2003

Hmmm, nicht gerade sehr ausführlich meine Biographie. Ich bin unterdessen völlig heimisch geworden hier in Basel und habe auch Zugang zu allen Zimmern. Nur wenn niemand hier ist, wird das Computerzimmer geschlossen, weil das anscheinend ein bisschen zu gefährlich sein würde. Und das Beste: ich habe nur noch einmal Auslauf, dafür von morgens bis abends! Den geniesse ich aus vollen Stücken und versuche, so oft wie möglich bei meinen Menschen zu sein.

 

Dezember 2003

Ha, ich habe ein neues Hobby! Nein, ich meine jetzt nicht das Bergsteigen, das ist mir in die Wiege gelegt worden und damit bringe ich meine Menschen manchmal fast zur Verzweiflung. Aber das Bergsteigen ist schuld, dass ich mein neues Hobby überhaupt entdeckt habe. Und zwar spiele ich leidenschaftlich gern Klavier! Ein Bild davon findet Ihr hier.

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