Die Häsin und der Teerwolf

Vor langer Zeit herrschte einmal eine schwere Dürre, so dass alle Flüsse und Seen ausgetrocknet waren. In dieser Notlage versammelten sich die Tiere, um zu beraten, wie sie am besten zu Wasser kämen.

Ein Tier schlug vor, einen Brunnen zu graben. Alle waren einverstanden - bis auf die Häsin. Sie lehnte ab, weil es ihre feinen Pfötchen beschmutzen würde. Die Anderen aber, gruben ihren Brunnen und waren so glücklich, Wasser zu finden. Die Häsin begann zu leiden und dursten, aber sie hatte kein Recht auf Brunnenwasser und war auf ihren Witz angewiesen, um zu Wasser zu kommen.

Sie beschloss, Wasser vom öffentlichen Brunnen zu stehlen, weil es der einfachste Weg war, zu Wasser zu kommen. Die anderen Tiere waren sehr überrascht, dass die Häsin so gut mit Wasser versorgt war und fragten sie, wo sie es denn her habe. Sie sagte, dass sie am Morgen früh aufstehe und die Tautropfen sammle. Aber der Wolf und der Fuchs vermuteten, dass sie stehle und heckten folgenden Plan aus, um sie zu überführen:

Sie machten einen Wolf aus Teer und platzierten ihn in der Nähe des Brunnens. In der folgenden Nacht kam die Häsin wie normal um zu trinken. Als sie den Teerwolf erblickte, fragte sie, wer er sei. Als sie keine Antwort erhielt, wiederholte sie ihre Frage und drohte, den Wolf zu stossen, wenn er ihr nicht antworten würde. Da sie wieder keine Antwort bekam, trat sie mit einer Pfote nach dem Wolf, blieb am Teer kleben und war so gefangen.

Als der Fuchs und der Wolf sie fanden, diskutierten sie, was sie am besten mit ihr machen würden. Einer schlug vor, ihr den Kopf abzuschneiden. Das, so protestierte die Häsin, wäre sinnlos, da es bereits oft versucht wurde, ohne ihr schaden zu können. Andere Methoden wurden vorgeschlagen um sie loszuwerden, aber bei allen sagte sie, dass sie nichts taugen würden. Schliesslich wurde vorgeschlagen, sie frei zu lassen, damit sie in einem Dickicht verdursten möge. Bei diesem Vorschlag gab die Häsin vor, sehr verängstigt zu sein und flehte erbärmlich um ihr Leben.

Ihre Feinde aber verweigerten, sie anzuhören und so wurde sie freigelassen. Aber sie war kaum frei und ausserhalb der Reichweite ihrer Feinde, als sie einen Luftsprung machte, jubelte und ausrief: "Genau hier lebe ich!"

Quelle: http://www.earthbow.com/native/frames.htm

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