Das Kaninchen war ein grosser Sprinter und alle wussten das. Die Schildkröte hingegen wurde von allen als langsame Reisende angesehen. Aber sie war ein grosser Krieger und sehr prahlerisch. So stritten die beiden immer, wer von ihnen der Schnellere sei.
Schliesslich beschlossen sie, die Sache mit einem Rennen zu klären. Sie fixierten den Tag und den Start und machten ab, über vier Gebirgskämme zu rennen und wer als Erster auf der anderen Seite ankommen würde, sollte der Gewinner sein.
Das Kaninchen fühlte sich so sicher, dass es zu der Schildkröte sagte: "Du weisst, dass du nicht rennen kannst. Du wirst das Rennen niemals gewinnen, darum erlasse ich dir den ersten Gebirgskamm, so dass du nur noch drei überqueren musst, während ich deren vier bewältigen werde."
Die Schildkröte sagte, dass das so für sie in Ordnung sei, aber in dieser Nacht, als sie zu ihrer Familie zurückkehrte, sandte sie nach ihren Schildkröten-Freunden und sagte ihnen, dass sie ihre Hilfe benötige. Sie sagte, dass sie wusste, dass sie das Kaninchen nie schlagen könne, aber sie wolle die Angeberei des Kaninchens beenden. Sie erklärte ihren Freunden ihren Plan und sie waren einverstanden, ihr zu helfen.
Am Tag des Rennens waren alle Tage da, um den Wettlauf zu sehen. Das Kaninchen war bei ihnen, aber die Schildkröte war ihm zum ersten Gebirgskamm vorausgegangen, wie sie es vereinbart hatte und die Tiere konnten ihn kaum sehen, weil das Gras so hoch stand.
Das Startwort wurde gegeben und das Kaninchen rannte mit grossen Sprüngen den Berg hoch, in der Erwartung, das Rennen zu gewinnen, bevor die Schildkröte an der anderen Seite des Hügels unten ankam. Aber bevor es den Kamm erreichte, sah es, wie die Schildkröte ihn gerade vor ihm überschritt. Das Kaninchen rannte weiter und als er auf der Höhe ankam schaute es sich um, aber es konnte die Schildkröte wegen des hohen Grases nicht sehen. Es rannte den Berg runter und begann am zweiten hochzusteigen aber als es wieder hochblickte, sah es gerade noch, wie die Schildkröte gerade über den Kamm kroch.
Nun was es doch überrascht und machte seine längsten Sprünge um aufzuholen. Aber als es den Gipfel erreichte, überquerte die Schildkröte weiter vorne gerade den dritten Gebirgskamm. Das Kaninchen wurde nun langsam müde und war schon etwas ausser Atem, aber es rannte weiter den Berg runter und den nächsten wieder hoch. Als es oben ankam, konnte es die Schildkröte gerade noch über den vierten Kamm schleichen und so das Rennen gewinnen.
Das Kaninchen mochte keinen Schritt mehr tun, sondern fiel zu Boden und wimmerte "mï, mï, mï, mï", wie es Kaninchen seither tun, wenn sie zu müde sind, um wegzurennen. Die Schildkröte wurde zur Siegerin des Rennens ernannt und alle Tiere wunderten sich, wie sie gegen das Kaninchen gewinnen konnte. Aber sie schwieg und verriet es nie. Es war allerdings sehr einfach, weil alle Schildkröten-Freunde genau gleich aussahen, und sie nur auf jedem Kamm einen postieren musste. Wenn das Kaninchen in Sichtweite kam, sollte er über den Kamm steigen und sich auf der anderen Seite im hohen Gras verstecken.
Wenn das Kaninchen nun oben ankäme, würde es die Schildkröte nicht finden und so denken, dass sie voraus sei. Und wenn er eine der anderen Schildkröten getroffen hätte, würde er gemeint haben, es sei die Gleiche, weil sie sich alle so ähnlich sehen. Die "richtige" Schildkröte hatte sich auf dem vierten Gebirgskamm platziert, so dass sie am Ende des Rennens ankommen würde und für allfällige Fragen - wenn die Tiere etwas vermuten würden - bereit wäre.
Weil sich das Kaninchen hinlegen musste und das Rennen verlor, zerkocht der Medizinmann, während er seine jungen Männer für das Ballspiel vorbereitet, Kaninchen-Kniesehnen zu einer Suppe. Während der Nacht schickt er einige seiner Spieler aus, um etwas davon über den Pfad zu leeren, den die anderen Spieler am nächsten Morgen nehmen müssen. Das macht er, damit die anderen Spieler müde werden wie das Kaninchen und darum das Spiel verlieren.
Es ist nicht immer einfach, dies zu tun, weil die andere Mannschaft das erwartet und Späher losschickt, um das zu verhindern.
Quelle: http://www.earthbow.com/native/frames.htm
